Vielleicht finden manche dieses Ziel ambitioniert. Wenn einem zum Beispiel beim Spaziergang durch den Kiez der Feinstaub um die Nase weht. Oder wenn die einfachverglasten Fenster und die ungedämmte Fassade dafür sorgen, dass auch der Hof im Winter kräftig mitgeheizt wird.
Manche könnten auch sagen, dass bis 2040 noch viel (dreckiges) Wasser die Spree herunterfließt. Das stimmt, aber zumindest kann niemand sagen, die Politik denke immer nur bis zur nächsten Wahl: Wir haben einen langfristigen Plan, wie wir Berlin bis 2040 zur führenden Umweltmetropole in Europa machen können. Und einen kurzfristigen haben wir auch: 10.000 neue Stadtbäume, hitzeresistente Bäume für Berlins Wälder, mehr Grünfläche pro Kopf in neuen Quartieren, Programme zur Dach- und Fassadenbegrünung, zur nachhaltigen Mobilität, zur Müllvermeidung und zum Klimaschutz. Wir wollen die Wasserschutzgebiete erhalten und auch abseits der großen Badeseen für sauberen Badespaß sorgen. Und wer’s noch genauer wissen will?
Der liest am besten unseren Leitantrag: Berlin 2040 – Auf dem Weg zur nachhaltigen Metropole
Kein ganz unwichtiger Punkt: Wir wollen Nachhaltigkeit nicht durch mehr Verbote, Verzicht und Belastungen für die Berlinerinnen und Berliner erreichen. Sondern durch Innovation. Denn Fortschritt und Technologie sind die Mittel, um Wirtschaft und Umweltschutz in Einklang zu bringen. Wenn wir das schaffen, kommen wir echter Nachhaltigkeit ein gutes Stück näher. #aufgehtsberlin
Ob Waldspaziergang, Joggen im Park oder Chillen in der Gartenlaube – kaum eine Stadt hat so viele Grünflächen wie Berlin. Ein echtes Stück Lebensqualität, das wir erhalten und ausbauen wollen. Es gibt aber noch andere Arten von Stadtgrün, bei denen Berlin eher nicht so gut abschneidet: Zum Beispiel bei Dach-, Fassaden- und Gleisbettbegrünungen. Nur etwa vier Prozent aller Dächer in Berlin sind begrünt. Diese Zahl wollen wir verdoppeln. Denn grüne Dächer und Fassaden sind echte Multitalente in Sachen Stadtökologie: Sie verbessern die Luftqualität, das Stadtklima und tragen zu einer guten Isolierung und Dämmung bei. Zudem entlasten Gründächer die Kanalisation bei Starkregen.
Gut, Berlin hat an jeder Ecke verbotene Früchte. In dieser Hinsicht ist die Stadt paradiesisch. Aber reicht das? Wir finden nicht. Und wollen die vielfältigen Formen des Gärtnerns in Berlin unterstützen. Kleingärten sollen erhalten bleiben und Planungssicherheit bekommen. Aber auch Hipster sollen sich die Hände im Mulch schmutzig machen dürfen. Deshalb wollen wir auch andere Formen wie Urban Gardening fördern. Und damit die Kinder in Berlin nicht irgendwann denken, dass Tomaten in Dosen wachsen, wollen wir alle Berliner Schulgärten erhalten und neue anlegen. Damit an jeder Schule Umwelt und Natur auch live erlebt werden können.
So gut Berlin im Vergleich zu anderen Metropolen mit Grünflächen versorgt ist, geht es auch hier noch besser. Deshalb wollen wir einen „Grün-Schlüssel“ einführen, damit in allen neuen Quartieren mindestens sechs Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner eingeplant werden. Das klingt vielleicht nicht viel, aber in einigen Innenstadtbezirken sind aktuell nur drei Quadratmeter pro Person vorhanden. Außerdem wollen wir, dass Grünflächen auch Grünflächen bleiben. Wohnungsneubau soll vorzugsweise durch Lückenschlüsse, Dachausbauten, Hausaufstockungen und Hochhausbau ermöglicht werden. Grünflächen, die planungsrechtlich noch nicht dauerhaft geschützt sind, sollen als grüne Infrastruktur erhalten bleiben.
So schön unsere Parks auch sind, es sind doch eher Kultur- als Naturlandschaften. Schön für uns, aber nicht ideal für Insekten und Kleinstlebewesen. Damit auch Bienen, Schmetterlinge und Co. ihren Lebensraum in der Stadt behalten und Nahrung finden können, wollen wir den Anteil an Wildwiesen in Berlin erhöhen.
Bäume sind einfach etwas Wunderbares! Geniale Physiker können darunter Fallgesetze entdecken, Dschungelbuch-Bären sich an ihnen den Rücken schubbern, und alle anderen freuen sich darüber, in ihrem Schatten auszuruhen, Picknick zu machen oder einfach dem Wind, der durch das Laub streicht, zu lauschen.
Soweit so idyllisch. Aber leider leiden Berlins Bäume unter den immer häufigeren Hitzeperioden und werden nicht ausreichend gepflegt. Seit 2015 sind fast 10.000 Stadtbäume verloren gegangen. Wir werden deshalb innerhalb eines Jahres nach Regierungsantritt in einem Sofortprogramm 10.000 hitze- und trockenheitsresistente Stadtbäume pflanzen. Außerdem sollen alle Bäume im Rahmen unserer Stadtbaumkampagne besser gepflegt und in Hitzephasen zusätzlich gewässert werden.
Man kann ja auch zu viel des Guten tun. Bei Stadtbäumen finden wir aber, wir müssen noch mehr tun: Wir wollen langfristig mit lokalen Baumschulen zusammenarbeiten, damit die Zahl der Stadtbäume weiterwächst: von 430.000 auf 500.000. Und für das Tempelhofer Feld gehen wir sogar noch weiter: Dort wollen wir gleich einen ganzen Wald pflanzen: den „Tempelhofer Wald“ – die neue „grüne Lunge“ Berlins. Das hätte nicht nur nachhaltig positive Auswirkungen auf das Stadtklima, sondern würde den Erholungswert des Tempelhofer Feldes noch steigern.
Das Tempelhofer Feld ist natürlich grandios. Aber selbst passionierteste Skater, Kiter und Frisbee-Spieler hätten im Sommer sicher nichts dagegen, neben ihrer Spielfläche ein wenig Schatten dazuzubekommen. Und natürlich wollen wir nicht das ganze Feld bepflanzen, sondern nur einen Teil. Wir spielen schließlich selber auch gerne Frisbee. Und eins ist klar: Nach dem Volksentscheid ist zurzeit weder eine Bepflanzung noch eine behutsame Randbebauung möglich. Aus Respekt vor dem Votum der Wählerinnen und Wähler gilt für uns: Erst fragen, dann pflanzen!
Der Berliner, ganz gleich, wo er ursprünglich herkommt, zeigt eine schon fast fanatische Begeisterung für alles, was mit Wasser zu tun hat. Ein Sommer ohne Freibad ist für die meisten undenkbar, und die Badeseen werden in Volkshymnen verewigt. Ob Ruder-Achter, Segelboot oder Gummiente – alles, was irgendwie schwimmt, ist dem Berliner recht, wenn er damit die Berliner Gewässer unsicher machen kann. Umso mehr wollen wir, dass der Berliner seiner Leidenschaft in sauberem Wasser nachgehen kann. Wir unterstützen zum Beispiel das Projekt Flussbad Berlin, damit die Spree wieder Badequalität bekommt. Erst auf der Museumsinsel in Kunst und Kultur eintauchen und danach in die Spree abtauchen – das passt irgendwie zu Berlin.
Auch abseits von Müggelsee, Wannsee, Tegeler See, Spree und Havel gibt es zahlreiche kleinere Seen, Teiche, Pfuhle und Weiher. Zu viele davon sind leider in einem schlechten Zustand, denn der Senat beschränkt Maßnahmen zur Gewässersanierung fast ausschließlich auf Gebiete bzw. Gewässer innerhalb des S-Bahn-Rings. Wir wollen die Gewässersanierung systematisch ausweiten und mit einem neuen und besseren Förderprogramm unterstützen.
Unsere Stadt gewinnt ihr Trinkwasser aus einem sensiblen Wasserkreislauf, der sich aus Spree, Havel und aus Grundwasser speist. Zu diesem Kreislauf gehört auch, dass Regenwasser ausreichend versickern kann. Das wird in einer wachsenden Stadt mit immer mehr versiegelten Flächen immer schwieriger. Besonders wichtig ist hier, dass wir die Kanalisation von Regenwasser entlasten. Deshalb setzen wir uns für ein Förderprogramm zur dezentralen Regenwasserversickerungein. In Gebieten, in denen Maßnahmen der Starkregenvorsorge nicht genügend Entlastung schaffen, brauchen wir neue Ansätze in der Überflutungsvorsorge. Um die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten zu schützen und sie zugleich für dieses Thema zu sensibilisieren.
In Berlin haben wir einen zu hohen Grundwasserpegel – und deshalb oft feuchte Keller. Deshalb setzen wir uns für siedlungsverträgliche Grundwasserstände in Wohn- und Gewerbegebieten ein. Langfristig können wir das Problem nur in den Griff kriegen, wenn wir wieder Wasserwerke bekommen, die das Grundwasser abpumpen – und zwar auf Kosten des Landes.
Viele Gartenfreunde leiden unter den hohen Gartenwasserkosten. Deshalb setzen wir uns für eine Flatrate für Gartenwasser ein. So wollen wir Gartennutzern einen attraktiven Anreiz bieten, sich an der Bewässerung der Straßenbäume und des Straßengrüns zu beteiligen. Das ist auch dringend notwendig, weil der Senat Straßen- und Grünflächenämter nicht mit ausreichenden Mitteln für die Grünpflege ausstattet.
Das Trinkwasser in Berlin ist von hoher Qualität und kann bedenkenlos getrunken werden. Ein Zustand, den wir vielleicht zu sehr für selbstverständlich halten, um den uns Bewohner anderer Millionenstädte aber beneiden. Damit das Berliner Trinkwasser spitze bleibt, kämpfen wir für den umfassenden Erhalt der Wasserschutzgebiete und der Kapazitäten der Wasserwerke.
Biertrinker gehören meist unversöhnlich dem einen oder dem anderen Lager an. In dieser Frage darf jeder nach seiner Façon glücklich werden. Was aber das Berliner Trinkwasser angeht, gibt es gute Gründe, von der Flasche loszukommen. Wir wollen, dass Trinkwasser in Berlin überall verfügbar ist und mehr Trinkbrunnen in der Stadt gebaut werden. Außerdem wollen wir das Hotel- und Gastgewerbe davon überzeugen, Trinkwasser statt Flaschenwasser auszuschenken. Unser Ziel ist, in den kommenden drei Jahren jede der rund 750 Schulen in Berlin mit mindestens einem Trinkwasserbrunnen auszurüsten.
Berlin 2040 – Auf dem Weg zur nachhaltigen Metropole
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